Im Museum „Bruckner-Zimmer“ der Marktemeinde Kronstorf befindet sich die sogenannte „Bruckner-Geige“.
Anton Bruckner, der dieses Instrument selbst gespielt hat, verpfändete es für 3 Gulden an seinen Schulmeister Seraph Lehhofer. Von dessen Nachfahren ging die Geige dann in das Eigentum des Brucknermuseums der Marktgemeinde Kronstorf über.
2024 jährt sich Anton Bruckners Geburtstag zum zweihundertsten Mal. Die Violine sollte restauriert werden, um sie zu diesem Anlaß bei Konzerten wieder erklingen zu lassen.
Mit einstimmigem Gemeinderatsbeschluß der Marktgemeinde Kronstorf wurde ich mit der Restaurierung dieses schönen Instruments beauftragt.
Die Geige befindet sich in einem außergewöhnlich guten Erhaltungszustand und trägt einen Zettel „Josephus Pauli me fecit Linci 18..“.
Der Hals ist noch original erhalten, was für ein Instrument aus dieser Zeit ungewöhnlich ist. Die meisten Hälse dieser alten Instrumente wurden im Laufe der Zeit ausgetauscht oder verlängert.
Auch dieser Hals wurde einmal verlängert, allerdings zu wenig, denn die Halsmensur war im Vergleich zur modernen Halsmensur um ca. 5mm zu kurz.
Meine Aufgabe bestand unter anderem darin, den originalen Hals zu erhalten und die Mensur an moderne Maße anzupassen.
Auf diesem Bild ist der ursprünglich verlängerte Halsfuß mit in den Absatz eingelassenem Holz (Stirnholz!) zu sehen.
Nach Entfernen der Halsfuß-Verlängerung ist das in den Absatz eingelassene Holzstück (helles Holz) gut erkennbar. Die Verlängerung des Halsfußes war mit sechs Hartholzstiften zusätzlich gesichert.
Der dunkle Fleck ist der Rest des originalen Eisennagels, mit dem der Hals ursprünglich an den Oberklotz genagelt war.
Diesen Nagel habe ich aus dem Halsfuß entfernt. Er wird zu Dokumentationszwecken aufbewahrt.
Das in den Absatz des Halsfußes eingesetzte Holzstück wurde entfernt…
… und durch ein passendes (dieses Mal mit korrekter Holzrichtung) ersetzt. Der Halsfuß wurde neu und länger angesetzt.
Das alte Griffbrett wurde nachgepasst und wieder aufgeleimt. Der Hals ist bereit, wieder in den Korpus eingesetzt zu werden.
Dieses Foto entstand während des Retuschierens. Der Übergang zwischen altem und neuem Holz ist kaum mehr zu erkennen.
Anton Bruckners Geige ist wieder bespielbar.
Unter Beisein von (von links nach rechts) Norbert Trawöger, dem Künstlerischen Direktor des Bruckner Orchester Linz, Intendant des Kepler Salon und als Bruckner-Botschafter des Landes Oberösterreich der künstlerische Koordinator des Jubiläumsjahrs zum 200. Geburtstag von Anton Bruckner 2024, LAbg. a.D. Dr. Christian Kolarik, Bürgermeister der Marktgemeinde Kronstorf, und der Brucknerforscherin Frau Mag. Dr. Elisabeth Maier wurde die Brucknergeige wieder an ihren Platz im Brucknerzimmer in Kronstorf feierlich übergeben.
Es war mir eine Ehre, mit der Arbeit an diesem schönen Instrument betraut worden zu sein!
Ich freue mich schon darauf, Anton Bruckners Geige in einem Konzert live zu hören!