Die folgenden Beispiele sollen zeigen, welche Ergebnisse mit der Originalholz-Transplantation möglich sind:
Restauration einer Violine, gebaut in Paris vor 1800, für einen Kollegen in Deutschland
Bei dieser alten Violine wurde im Zuge einer alten Reparatur ein Stück Holz in den Boden eingesetzt, das nicht zum Original paßt. Das Holz dieses Bodens zeichnet sich durch sehr lange Markstrahlen im Bereich der Reparaturstelle aus, ein perfekt passendes Stück Reparaturholz zu finden ist unmöglich. In einer aufwendigen Restauration wurde das fehlende Stück Holz deshalb durch einen Originalspan ersetzt.
Die Mittelfuge der beiden Bodenhälften wurde geöffnet und das eingesetzte Stück entfernt.
Von der Innenseite wurden mit einem speziell angeschliffenen Messer und mit freier Hand 2 ca. 0,4mm starke Holzspäne herausgeschnitten. Ein Span hätte genügt, der zweite Span wurde nur als Reserve entnommen.
Anschließend wurde einer der entnommenen Originalholzspäne in einer Gipsform an die richtige Stelle geleimt. Auf dem folgenden Foto kann man bereits erkennen, wie die Markstrahlen perfekt durchlaufen.
Im nächsten Schritt wurde das fehlende Zäpfchen und die Stelle, an der die Originalspäne entnommen wurden, mit einem einzigen Stück neuem Holz ersetzt.
Die beiden Bodenhälften wurden anschließend neu gefugt. Der fertige Boden wurde wieder auf das Instrument aufgeleimt, die fehlende Einlage ersetzt und das Zäpfchen verputzt. Der eingesetzte Originalholzspan wurde retuschiert und die Retusche leicht imitiert, damit sich die Retusche besser in das Gesamtbild der alten Violine einfügt.
Restauration einer Violine von Johannes Theodorius Cuypers, Den Haag 1792, für einen Geigenbaukollegen in den Niederlanden
Diese Violine hatte einen von Wurmbefall verursachten Schaden. Betroffen davon waren hauptsächlich die Decke und die linke Unterzarge. Die Wurmgänge in der Decke auf der rechten Seite des Griffbrettes wurden mit sogenannten Stäbchen ausgesetzt, deren Holzrichtung nicht mit der Holzrichtung des sie umgebenden Originalholzes übereinstimmte. Deshalb wurde das Licht unter der Lackretusche anders reflektiert, und die Reparatur war sehr offensichtlich und auffällig.
Auf dem ersten Bild ist ein Teil dieser Stäbchen erkennbar, auf den beiden folgenden Bildern wurden die Stäbchen bereits entfernt.
Von der Innenseite der Decke wurde ein Originalspan entnommen und die vom Wurm befallene Stelle damit verschlossen. Somit war die Richtung der Holzfaser und die Reflektion des Lichts genau die gleiche wie beim die Schadenstelle umgebenden Originalholz. Nach dem Retuschieren war die Stelle nicht mehr zu erkennen.
In der linken Unterzarge waren die Wurmgänge mit 2 Holzstücken ausgesetzt, die aber nicht besonders gut zur Zarge passten. Diese beiden Stücke sollten mit originalen Holzspänen ersetzt werden, die ich der Zarge entnehmen wollte. Die Herausforderung war aus der gut 1mm starken Zarge frei Hand zwei ca. 0,4 mm starke und 9 cm lange Späne zu schneiden, ohne weder die Zarge noch die Späne zu verletzen. Die beiden Späne wurden dann anstelle der schlecht passenden Holzstücke eingesetzt und anschließend retuschiert. Im zweiten und dritten Bild kann man sehr gut erkennen, wie die Flammen der Zarge durchlaufen.
Nach dem Entnehmen der beiden Holzspäne von der Zangeninnenseite wurde die Zarge dubliert um die ursprüngliche Materialstärke wiederherzustellen. Anschließend wurde auch die Innenseite der Zarge retuschiert.
Die Restauration dieser Violine dauerte ca. 2 Jahre, mittlerweile befindet sich das Instrument wieder in den Händen seines Besitzers in den Niederlanden.
Restauration einer Violine von Antonio und Hieronymus Amati, Cremona 1619, für einen Kollegen in London
Die oberen f-Lochkugeln dieser Violine waren im Laufe der Zeit mit nicht passendem Holz ausgesetzt worden. Diese Holzstücke wurden von mir entfernt, von der Innenseite der Decke originale Holzspäne entnommen und an diese Stelle transplantiert. Weil im Zuge der Restauration auch noch ein schlecht gemachtes Brustfutter ersetzt und 5 alte Deckenstimmrisse restauriert wurden, war das Entnehmen der beiden Holzspäne ohne größeren zusätzlichen Arbeitsaufwand und Materialverlust möglich.
Die folgenden beiden Bilder zeigen die eingesetzten und schlecht passenden Holzstücke in den oberen f-Lochkugeln.
Nahaufnahme:
Nach dem Retuschieren der eingesetzten Originalholzspäne:
Restauration einer französischen Violine für einen Musiker
Das Instrument fiel dem Vorbesitzer aus der Hand, beim Aufprall wurde die Unterzarge im Bereich des Kinnhalters an der Leimstelle mit dem Boden stark beschädigt.
Im Zuge einer alten Reparatur wurden die Bruchstücke der Zarge geleimt und von der Innenseite mit dünnem Sperrholz gesichert.
Durch den intensiven Gebrauch des Instrumentes löste sich ständig die Verleimung der Bruchstücke und es entstanden Nebengeräusche beim Spielen. Die beschädigte Stelle war gut zu erkennen und sollte im Zug der Restauration möglich unsichtbar werden.
Aus der 0,7mm starken Unterzarge entnahm ich 5 Originalholzspäne und ersetzte damit die alten Bruchstücke.
Restauration einer Violine von Don Nicola Amati, auch bekannt unter dem Namen Nicola Marcioni, Bologna 1662 – 1752, für einen Kunden aus Australien
Im Zuge einer über 2 Jahre dauernden Restauration tauschte ich unter anderem ein eingesetztes Stück Holz in der unteren f-Klappe des rechten f-Loches mit einem Originalspan aus, den ich von der Innenseite entnommen hatte.
Eine besondere Herausforderung stellte eine Hasel (eine Wuchsunregelmäßigkeit der Fichtenjahre) dar, die sich genau an dieser Stelle befand.
Die folgenden beiden Fotos zeigen das alte eingesetzte Holzstück von außen und von innen. Die Hasel ist auf dem Foto von der Innenseite gut erkennbar.
Während und nach der Restauration:
In der rechten Oberzarge genau an der Handstelle befand sich ein eingesetztes Stück Holz, das nicht zur Zarge paßte. Von der Innenseite der Zarge entnahm ich einen Originalspan, der an dieser Stelle eingesetzt und annschließend retuschiert wurde.
Restauration einer Violine von Ferdinand Gagliano für einen Geigenbaukollegen
Diese Violine war jahrelang in einem Safe verwahrt und sollte von mir aus ihrem Dornröschenschlaf erweckt werden. Bis auf eine Beschädigung des rechten f-Loches durch Nagetiere war das Instrument in einem spektakulär guten Erhaltungszustand – Hals, Griffbrett und wahrscheinlich auch die Wirbel waren noch original erhalten.
Details zu dieser Restauration.
Die folgenden beiden Fotos zeigen den Zustand vor und nach der Restauration:
Wie man sehen kann, können mit der Technik der Originalholz-Transplantation erstaunliche Resultate erzielt werden.
Um ständig auf dem neuesten Stand der Restaurationstechniken zu bleiben ist mir die fachliche Fortbildung und der Austausch mit meinen Restaurationskollegen deshalb besonders wichtig. Mein internationales Netzwerk an Kontakten kommt mir dabei zu Gute.