Ein Musiker ist nur eine vorübergehende Station im Leben eines Instrumentes. Auch aus diesem Grund sollte es selbstverständlich sein, durch gewissenhafte Pflege seinen Teil dazu beizutragen, dass ein Instrument für zukünftige Musikergenerationen erhalten bleibt.
Instrument reinigen
Hier gilt: Vorsorge ist besser als Nachsorge. Man soll versuchen, das Instrument gar nicht erst schmutzig werden zu lassen. Deshalb sollten folgende Punkte beachtet werden:
- Vor dem Spielen die Hände waschen.
- Konsequent jedes Mal nach dem Spielen den Kolophoniumstaub und Schweißrückstände von Instrument und Bogen mit einem weichen Mikrofasertuch entfernen.
- Keine im Handel erhältlichen Reinigungsmittel verwenden! Diese enthalten meistens eine gewisse Menge an Öl, das in offene Leimstellen oder Haarrisse eindringen kann und eine spätere Reparatur sehr erschwert. Darüber hinaus kann durch die enthaltenen Lösungsmittel je nach Lackbeschaffenheit der Lack des Instrumentes angegriffen werden.
Sollten sich trotz dieser Pflegetipps im Laufe der Zeit Verunreinigungen bilden, die mit einem Mikrofasertuch nicht mehr entfernt werden können, dann ist eine fachmännische Reinigung durch einen Geigenbaumeister angebracht.
Bogenpflege
- Den Bogen jedes Mal nach dem Spielen entspannen – es sollte ein kleiner Spalt zwischen Beinchen und Stangenende entstehen.
- Mit einem weichen Mikrofasertuch Kolophoniumstaub und Schweiß von der Bogenstange entfernen.
- Verwenden Sie so wenig Kolophonium wie möglich und nur so viel wie notwendig.
- Berühren Sie die Bogenhaare nie mit der Hand.
Richtige Lagerung:
- Direkte Sonneneinstrahlung vermeiden.
- Das Instrument an einem geeigneten Ort mit möglichst gleich bleibender Temperatur und Luftfeuchtigkeit (40-60 %) und im Etui aufbewahren.
Saiten wechseln
Wenn Saiten nicht mehr gut klingen, nicht mehr quintenrein sind, Verfärbungen aufweisen oder sich die Umwicklung löst, sollten sie ausgetauscht werden. Ich empfehle den ganzen Saitensatz auf einmal zu wechseln, weil dadurch Klangunterschiede zwischen alten und neuen Saiten vermieden werden.
Ganz wichtig dabei: Immer nur eine Saite auswechseln, dann erst die nächste, nie alle 4 Saiten gleichzeitig abspannen, Steg und Stimmstock könnten sonst verrutschen oder umfallen.
Ich gehe beim Saitenwechseln folgendermaßen vor:
Instrument auf einer weichen Unterlage auf einem Tisch ablegen. Den Wirbel der tiefsten Saite lockern, die Saite zuerst vom Wirbel abwickeln und dann die Saitenkugel aus dem Saitenhalter oder Feinstimmer aushängen. Die Saitenkerbe des Steges und des Obersattels mit trockener Seife oder Graphitstift/weichem Bleistift schmieren.
Falls ein Feinstimmer vorhanden ist, diesen mit einem Tropfen Öl schmieren und den Feinstimmer fast ganz herausdrehen. Die Laufflächen des Wirbels mit Wirbelpaste schmieren und den Wirbel wieder einsetzen. Die neue Saite mit der Kugel im Saitenhalter oder falls vorhanden im Feinstimmer einhängen. Das obere Ende der Saite durch das Saitenloch im Wirbel stecken, ca. 1 cm überstehen lassen und dieses freie Ende einmal überwickeln.
Kontrollieren ob die Saite in den Saitenkerben von Steg und Obersattel liegt. Die Saite zum Wirbelkopf hin aufwickeln und darauf achten, dass sie nicht zwischen den Saitenwicklungen auf dem Wirbel und der Wirbelkastenwand eingeklemmt wird. Durch das ständige Scheuern beim Stimmen könnte die Saite an dieser Stelle reißen.
Anschließend auf dieselbe Weise die höchste Saite auswechseln (Violine e, Viola und Cello a), dann die zweittiefste (Violine d, Viola und Cello g) und zum Schluss die zweithöchste Saite (Violine a, Viola und Cello d). Man arbeitet sich somit Wirbel für Wirbel nach oben in Richtung Schnecke.
Damit beim Stimmen die Wirbelköpfe gut in der Hand liegen ist es sinnvoll die Wirbel so einzustellen, dass die Wirbelköpfe senkrecht zum Griffbrett stehen.
Es kommt heutzutage selten vor, dass Saiten reißen. Wenn das doch einmal passiert, dann meist aus einem der folgenden Gründe:
- Die Saite wurde zu hoch gestimmt
- Die Saitenkerben in Steg und Obersattel wurden zu wenig geschmiert, sie sind nicht gleichmäßig rund oder zu tief.
- Die Saite ist zwischen den Saitenwicklungen auf dem Wirbel und der Wirbelkastenwand eingeklemmt.
- Die Saite ist beschädigt (z.B. schadhafte Umwicklung) oder schon sehr alt (z.B. spröder und ausgetrockneter Darm bei Darmsaiten).
Stegstellung korrigieren
Beim Saitenwechseln kann sich durch das Hochstimmen der neuen Saiten der Steg in Richtung der Wirbel neigen. Deshalb ist es sehr wichtig, die Saitenkerben gut zu schmieren, die Stellung des Steges regelmäßig zu kontrollieren und nötigenfalls zu korrigieren.
Wird das nicht beachtet, kann sich der Steg verbiegen, im schlimmsten Fall kann er umkippen und brechen. Dann würde durch den Saitenzug der Saitenhalter auf die Decke schnalzen und der oder die Feinstimmer sich in die Decke drücken. Im schlimmsten Fall könnten auch Deckenrisse entstehen.
Zum Korrigieren der Stegstellung das Instrument im Sitzen auf den Oberschenkeln ablegen, eine Hand auf dem Griffbrett und die andere Hand auf dem Saitenhalter abstützen. Die Oberkante des Steges befindet sich zwischen den beiden Daumen. Durch leichten Druck mit einem Daumen und leichten Gegendruck mit dem anderen Daumen kann der Steg ganz kontrolliert in die gewünschte Richtung bewegt werden.
Der Steg befindet sich in der richtigen Stellung wenn er aufrecht steht und die Stegfüße vollflächig und satt auf der Decke aufliegen.
Wenn Sie all diese Punkte beachten, dann werden sie sicher lange Freude mit ihrem Instrument haben.
Zusätzlich empfehle ich eine regelmäßige zumindest jährliche Kontrolle durch einen Geigenbaumeister. Schäden, die für den Musiker nicht offensichtlich sind, können rechtzeitig erkannt und behoben werden. Dadurch wird die einwandfreie Funktion ihres Instrumentes gewährleistet. Sie ersparen sich eventuell hohe Kosten, die durch einen nicht erkannten Schaden entstehen könnten.
Ich übernehme keine Haftung für Beschädigungen an Instrumenten, die durch unfachgemäße Ausführung dieser beschriebenen Pflegemaßnahmen entstehen könnten.